Campus Lingen

Standort
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  • 1915 bis 1919: Bau der „Lokhallen I und II“
  • 1980er Jahre: Schließung des Eisenbahnausbesserungswerkes
  • 2005: Beginn des Ausbaus der Hallen
  • 2012: offizielle Einweihung des „Campus Lingen“
 
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Campus Lingen
 

Mit der Eröffnung des neuen Campus in den denkmalgeschützten Hallen I und II wandelt sich das Gebäude des ehemals größten Arbeitgebers der Stadt zu einer Talentschmiede für die zukünftigen Fachkräfte der Region. Die Umgestaltung des ehemaligen Eisenbahn-Ausbesserungswerkes hat für die Stadt Lingen unter Beweis gestellt, wie ehemalige Industrieflächen erfolgreich und sinnvoll genutzt werden können.

Das vorgenommene Haus-im-Haus-Konzept ermöglicht nicht nur kurze Wege, sondern auch – unter einem gemeinsamen Dach - einen stetigen Kontakt und Austausch. Gleichzeitig bleibt ein beispielloser Gesamteindruck der einstigen Architektur und ihrer Dimension erhalten.

Ausgangssituation Halle I / II

Noch 1919 arbeiteten etwa 2.500 Mitarbeiter für die Werkstätten der Königlichen hannoverschen Westbahn. 1908 wurde die 5.000 Quadratmeter große „Lokhalle IV“ gebaut. Knapp zehn Jahre später folgten die 11.000 Quadratmeter großen „Lokhallen I und II“. Mit der Stilllegung des Lingener Eisenbahnausbesserungswerkes Anfang der 1990er Jahre droht dieser markante Eckstein der Lingener Geschichte als Industrieruine in die Bedeutungslosigkeit zu versinken. Rund 5,5 Hektar Fläche in unmittelbarer Nähe des Stadtkernes lagen brach.

1988 erwarb die Stadt Lingen erste Teilflächen einschließlich der Halle IV. 1992 wurde die Halle grundlegend saniert und modernisiert. Inzwischen ist hier ein modernes Dienstleistungszentrum für Kultur, Medien und Wirtschaft entstanden. Nachdem in 2003 die Hallen 31/51 restauriert wurden, konnte das neu errichte IT-Zentrum dort untergebracht werden.

Im Jahr 2000 erwarb die Stadt Lingen das Gelände mit den Hallen I und II. Nach dem der Wissenschaftsrat und dann das Land Niedersachsen 2005 für den Ausbau des Fachhochschulstandortes stimmten, konnte mit dem Ausbau der Hallen begonnen werden. Nach Abschluss der Sanierungsmaßnahmen durch die Stadt Lingen übernahm 2010 die Stiftung Fachhochschule Osnabrück die Bauherrenschaft für die Instituts- und Technikgebäude sowie die Außenanlagen.
Die vorhandene Konstruktion der Hallen I und II

Die Hallen I und II des EAW wurden in den Jahren 1915 bis 1919 als dreischiffige Stahltragwerk-Halle mit Außenwänden aus Stahlstützen mit Mauerwerksausfachung errichtet. In Querrichtung besteht das Tragwerk aus Fachwerkstützen und ebenen parallelgurtigen Fachwerkbindern. Die Fachwerkstützen sind am Fußpunkt in die Fundamente eingespannt. In Hallenlängsrichtung verlaufen in Höhe der Bindergurte Stahlpfetten mit leichten Zwischenträgern zur Aufnahme der Bimsplatten im Flachdachbereich. Entlang der höher liegenden Dachbinder verlaufen über die gesamte Hallenbreite jeweils dreieckförmige verglaste Lichtbänder. Ein zusätzliches Lichtband verläuft in Hallenlängsrichtung. In den Hallenschiffen sind Brückenkräne angeordnet, die vollwandigen Kranbahnträger laufen von Stütze zu Stütze durch.

Sanierungsmaßnahmen

Die Hallen I und II wurden denkmal- und bestandsorientiert saniert. Dabei blieb das Gebäude im Wesentlichen unverändert; für die neuen Institutsgebäude dient es als äußere Klimahülle. Alle Einbauten in den Hallen wurden unabhängig von der historischen Bausubstanz geplant und durchgeführt. Zur Wahrung des Industriecharakters blieb die gesamte Stahlträgerkonstruktion, mit Ausnahme der Lichtbänder im Dach, erhalten.

Fenster und Türen wurden rekonstruiert und die vorhandenen Tore umgestaltet. Durch die Ausformulierung der Hauptzugänge ist die neue Nutzung der Hallen I und II als zukünftiger Hochschulstandort kenntlich gemacht. Die neue Architektur übertönt nicht; sie erzeugt ein interessantes Spannungsfeld zwischen der historischen Baustruktur und der neuen Nutzung.


Entwurfskonzept Neubauten

Der Entwurf gliedert die Institute in einzelne Baukörper und stellt diese unabhängig von der historischen Bausubstanz konsequent entlang der zwei äußeren Hallenschiffe ein. Die Mitte der Hallen bleibt frei und bietet so einen beispiellosen Gesamteindruck der einstigen Architektur und ihrer Dimension. Die Eingangstore befinden sich an den beiden Kopfenden. Sie betonen die Geradlinigkeit der Hallen und der Institute. Die freibleibende Hallenmitte wird so zum Campusplatz mit Kommunikations- und Begegnungsräumen und ist gut nutzbar für zukünftige Hochschulveranstaltungen.

Die denkmalgeschützte Hallenkonstruktion bleibt von den einzelnen Institutsgebäuden unberührt und ist nach der Sanierung frei sichtbar. Die in den Hallen I und II verbliebenen Krananlagen definieren als erhaltenswertes Zeugnis der Industriearchitektur zeitgleich die späteren Veranstaltungsbereiche.

Die Institutsgebäude sind in massiver Bauweise mit Betonflachdecken auf tragenden Stahlbetonstützen und tragenden Stahlbeton-Außenwandscheiben/Kalksandsteinausmauerungen ausgeführt. Die hell abgetönte Farbgestaltung des Wärmedämmverbundsystems bildet einen ruhigen, klaren Hintergrund für das gestalterisch prägende Element der dunklen Stahlkonstruktion der Halle. Die Fenster, die nach dem Haus-im-Haus-Prinzip keinen Witterungsbedingungen unterliegen, wurden als Pendant in Holz ausgeführt und tragen zur angenehmen Raumatmosphäre bei. Im Dachabschluss nehmen verglaste Atrien die erforderlichen Rauchwärmeabzugsöffnungen auf und sorgen für eine natürliche Belichtung der innenliegenden Bereiche.


Mensaneubau

Der symbolische Spatenstich für die Mensa auf dem Campusgelände der Fakultät Mangement, Kultur und Technik erfolgte im Oktober 2012. Vorraussichtlich Ende 2013 können rund 250 Studierende gleichzeitig in der Mensa essen. Bauherr der Mensa ist die Hochschule Osnabrück. Der Landkreis Emsland und die Stadt Lingen beteiligen sich an den Gesamtkosten von 3,1 Millionen Euro mit jeweils 900.000 Euro.
 
 
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